Online-Workshop „inklusiv wohnen“ der Paritätischen Akademie Nordrhein- Westfalen

Interessierte Vereinsmitglieder haben sich an einem spannenden Webinar zum inklusiven Wohnen beteiligt und berichten ihre Erfahrungen.

11./12.05.2020

Teilnehmer*innen MLL:
Uschi Malkowski
Sibylle Klein
Matthias Warken

Im Mittelpunkt des Online-Seminars stand das inklusive Wohnen als „neue und zukunftsorientierte Wohnform mit vielen Vorteilen für alle Beteiligte.“ Inhaltlich ging es um bereits existierende Modelle, wie sie funktionieren und natürlich: wie lässt sich ein solches Projekt realisieren und finanzieren? Christiane Strohecker, Mit-Initiatorin und Geschäftsführerin von inklusiv wohnen Köln e.V., präsentierte erfolgreiche Wohnprojekte.

Neben betroffenen Eltern haben auch professionelle MitarbeiterInnen aus beratenden Institutionen und bereits bestehenden inklusiven Wohngemeinschaften in Bremen, Paderborn und Berlin teilgenommen. Unter anderem auch VertreterInnen der EUTB.de.
Die „Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“ unterstützt und berät Menschen mit Behinderungen, von Behinderung bedrohte Menschen, aber auch deren Angehörige unentgeltlich bundesweit zu Fragen der Rehabilitation und Teilhabe.

Christiane Strohecker stellte unterschiedliche Wohngemeinschaften vor, in denen Menschen mit Behinderungen mit anderen Menschen in einer Wohnung oder einem Haus, in einer WG oder einem Appartement zusammen leben. Die Anzahl der Bewohner bewege sich zwischen 2 und 10 Personen. Wesentliches Kennzeichen aller Wohnformen sei es, dass es sich um aktive Gemeinschaften handele, die Zeit miteinander verbringen. So könne sich ein Wir-Gefühl für alle entwickeln. Die inhaltlichen Akzente sind unterschiedlich gesetzt. So wird im Kölner Wohnprojekt großer Wert auf eine gemeinsame Freizeitgestaltung gelegt. In diesem Bereich decken die Studierenden einen hohen Anteil von Unterstützungsleistungen ab.
Die gruppendynamischen Prozesse werden vom Verein pädagogisch begleitet und gesteuert, damit zwischen den Bewohnern eine Begegnung auf Augenhöhe ermöglicht werde.
Ein weiteres wesentliches Kennzeichen ist die Selbstbestimmung. Es sollte selbstverständlich sein, dass Menschen so leben können wie sie es wünschen, unabhängig davon, ob sie eine Behinderung haben oder nicht.
Antworten zu Fragen: Wie möchtest du leben? Was ist dir wichtig?, sollten nicht Arbeitsschichten oder Einsatzplänen untergeordnet werden. Entscheidungen des Alltags sollten gemeinsam gefällt werden.

Christiane Strohecker beschreibt den Weg zum inklusiven Wohnprojekt als dynamischen Prozess. Am Anfang steht dabei die Entwicklung einer „Basis-Idee fürs Projekt“ des inklusiven Wohnens. Bei der Projektentwicklung sieht die Referentin eine passende Immobilie als Schlüssel zum Wohnprojekt. Konkrete Anhaltspunkt dabei: die Größe der Immobilie ist zweitrangig. Das Projekt könne an die Immobilie angepasst werden. Wenn Studierende einbezogen sind, müsse der Standort innerstädtisch und zur Uni gut erreichbar sein. Bei schlechter ÖPNV-Anbindung könne man den Studierenden e-Bikes anbieten.

Im Falle eines Neubaus sollte ein Investor gesucht werden, der auch Interesse hat, den Bestand zu halten. Beispiel: städtische Wohnungsbauunternehmen oder Versicherungen.
Am besten mit sozialem Auftrag. Auch kirchliche Träger, Genossenschaften oder Träger der Behindertenhilfe kommen in Frage. Dabei sollten private Investoren nicht ausgeschlossen werden (z.B. Baugruppen mit Bauerfahrung und sozialem Interesse). Der Zeitrahmen von der Idee zur Realisierung liege zwischen 2 und 5 Jahren.

Erfolgreiche inklusive Wohnformen

Als eine inklusive Wohnform der Zukunft sieht Christiane Strohecker in sogenannten „Cluster-Wohnungen. Eine Cluster-Wohnung sei eine Kreuzung zwischen Wohngemeinschaft und Kleinstwohnung. Sie biete eine optimale Mischung aus Privat- und Gemeinschaftsleben.

Weitere Informationen dazu:
https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/ZukunftBauenFP/2020/band-22.html?nn=406100

Dies sind einige Bausteine auf dem „Weg zum inklusiven Wohnprojekt“. Ein Fazit des „Webinars“ ist aber auch: das Projekt endet nicht mit dem Einzug. Besondere Herausforderungen zeigen sich im „laufenden Betrieb“. Das mag auf den ersten Blick wie eine Binsenweisheit aussehen, ist aber für den Erfolg des inklusiven Wohnens entscheidend. Nach dem Einzug müsse deshalb ein besonderes Augenmerk auf der Weiterentwicklung liegen.

Sibylle Klein, Uschi Malkowski